Frommes Geschäft

Passend zum konsumbesetzten Fest bringt der Spiegel einen Bericht über geschäftstüchtige Christen in den USA: Kritisch bis polemisch, sicher nicht in allen Details über Zweifel erhaben, aber in der Grundrichtung wohl zutreffend und ernüchternd, vor allem wenn es auch noch ums Wohlstandsevangelium geht. Brennpunkt ist offenbar Florida:

In der diesjährigen Weihnachtsshow der First Baptist Church von Fort Lauderdale etwa reiten die Heiligen Drei Könige auf echten Kamelen ein. Das Spektakel mit 600 Schauspielern und Feuerwerk wird von Broadway-Choreografen inszeniert und kostet 1,3 Millionen Dollar.

Die Verschwendung greift immer weiter um sich, wie der Fall der Without Walls International Church zeigt. Die Kommerz-Kirche in Tampa macht Schlagzeilen, weil Bischof Randy White und Pastorin Paula White angeblich Kirchenmittel missbrauchen. Firmenjet, Strandvilla und ein Multi-Millionen-Dollar-Apartment in Manhattan gehören zum Lebensstil des stets braungebrannten, blonden Seelsorgerteams, das inzwischen in Scheidung lebt. Um die Finanzierung der Schönheitsoperationen der beiden gibt es öffentlich ebenso Streit wie um das Bentley-Cabrio, das sie einem befreundeten Pastor geschenkt haben. “Der Feind greift uns wegen unseres Glaubens an, aber der Teufel lügt”, sagte Randy White dazu jüngst in einer Predigt

Und noch eine Nachricht passt in dieses Bild – in einem argentinischen Themenpark findet indes Weihnachten in Disneyland-Manier jede halbe Stunde statt…

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Angenehm überrascht

David Hart rehabilitiert Anselm von Canterbury gegen den notorischen Vorwurf, seinetwegen dominiere in der westlichen Theologie das Strafleiden Christi und damit verbunden ein zumindest ambivalentes, im Grunde aber gewalttätiges Gottesbild und ein juristisches Verständnis von Rechtfertigung (vgl. die verbreiteten erbaulichen Phrasen wie Blut geflossen, Preis bezahlt, Genüge getan, Zorn besänftigt, Schuld getilgt…). Für Hart stellt sich die Sache anders da:

Christus nimmt die menschliche Geschichte (“human story”) auf und erzählt sie richtig, indem er auf Gottes Aufruf die richtige Antwort gibt; in seinem Leben und Sterben erzählt er die Menschheit neu (“renarrates humanity”) nach ihrem wahren Muster von liebendem Gehorsam, Demut und Nächstenliebe, und zeigt so, dass alle menschlichen Geschichten von Gerechtigkeit, Ehre und Recht Erzählungen von Gewalt, Falschheit und Tod sind; und indem er es zulässt, dass die ganze Menschheit durch seinen Tod innerhalb dieser neu erzählten Geschichte ihren Ort findet, stellt Christus sie wieder her zur Gemeinschaft mit dem Gott unendlicher Liebe, der sie zu seinem Wohlgefallen geschaffen hatte.

The Beauty of the Infinite, S. 371

 Wikipedia Commons 5 59 Anselm Of Canterbury

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