Abendmahl (2): Nur ein Symbol?

Immer wieder begegne ich Menschen, die mir sagen, dieses oder jenes (darunter auch das Brot und der Wein beim Abendmahl) sei nur ein Symbol. Als wäre das eine minderwertige Wirklichkeit, ein bloßes Hinweisschild, ein austauschbarer Begriff. Wenn aber in Teheran oder Gaza Israelfahnen verbrannt werden, wenn Neonazis aufmarschieren und den Arm zu Hitlergruß erheben, wenn um Kruzifixe in Schulen gestritten wird oder wenn wir – um mal vom Politischen ins Private zu wechseln – erschrecken, wenn wir beim Schwimmen im Meer den Ehering verlieren, dann wird ganz schnell deutlich, dass Symbole einen Wirklichkeit nicht nur abbilden, sondern auch schaffen. Deswegen kommt man für den Hitlergruß richtigerweise in den Knast. Deswegen lieben wir Brautkleider und Taufkerzen.

Symbole ordnen unsere Wirklichkeit. Sie stellen Beziehungen und Zusammenhänge her. Unsichtbares – eben die Beziehungen zwischen Personen und/oder Gegenständen – wird sichtbar. Betrachte dich einen Augenblick im Spiegel: Wie viele Schriftzüge von Marken sind auf Kleidung, Schuhen, Uhr oder Brille zu erkennen? Design und diese allgegenwärtigen Firmenlogos tragen zur „Corporate Identity“ bei. Sie zeigen, dass wir zu bestimmten Gruppen dazugehören oder eben nicht. Sie verraten, wofür wir sind und wogegen wir protestieren. Und schließlich: Münzen und Geldscheine haben in der Regel keinen hohen Materialwert, aber das nehmen wir kaum noch mehr wahr. Der grüne Schein ist 100 Euro wert, und wehe, wenn ich ihn verliere. Wirklich nur ein Symbol, bloß eine Konvention?

Freilich kann man Symbole entwerten und missbrauchen, das ist ja nur die Kehrseite davon, dass sie in der Regel einen Wert und einen Sinn haben. Was Gott betrifft, so ist er für uns ohne die biblische Symbolsprache gar nicht zugänglich, die den Überschuss des Symbolisierten gegenüber allen Versuchen einer platten “Entschlüsselung” bewahrt. Wir bekommen Gott begrifflich nie ganz „zu fassen“. Aber er gibt uns Symbole, an die wir uns halten können.

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