Saulus/Paulus

Zugegeben, das ist eben so eine Redeweise im Deutschen. Heute las ich sie in den Vorgaben zum Auftakt der Allianz-Gebetswoche, da lautete das so:

Ein Saulus wurde durch die Begegnung mit dem Auferstandenen zu einem Paulus, zu einer radikal veränderten und verwandelten Person.

Tatsächlich (und das weiß natürlich auch der Herausgeberkreis dieser Arbeitshilfe) ist Paulus zum neuen Anfangsbuchstaben nicht durch seine dramatische Bekehrung gekommen, sondern dadurch, dass seine Mission ihn weg aus dem hebräisch-aramäischen Sprachraum in die Welt der griechischen Oikumene führte.

Also muss man entweder sagen, dass der „neue Name“ nichts mit der Veränderung der Person zu tun hat (oder nur mittelbar). Nicht das Damaskuserlebnis, sondern die Aussendung aus Antiochia zur Mission (Apg 13,9) unter den „Heiden“ markiert die Wende. Pointiert gesagt: Nicht Gott macht den Saulus zum Paulus, sondern Lukas.

Man könnte aber auch darüber nachdenken, ob nicht eine „Bekehrung“ im Sinne eines (so wird der Begriff heute oft verwendet) Wechsels bestimmter religiöser Überzeugungen der entscheidende Wandel war, sondern ob das konkrete sich-in-Bewegung-setzen und die folgenreiche Begegnung mit der damaligen Weltkultur das eigentlich Interessante darstellt.

Anders gefragt: Wäre Paulus ein (gewiss christlich-frommer, aber unbeweglicher) Saulus geblieben, wo wären wir heute?

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