„Predigt“ die Kleidung mit?

In regelmäßigen Abständen gerate ich in Diskussionen über liturgische Gewänder. Dort begegnen mir die unterschiedlichsten Argumentationen (meist pro, selten contra): Psychologische (der Amtsträger „fühlt“ sich anders und wird anders wahrgenommen), ästhetische (das Gewand verweist auf die Dimension der Heiligkeit und Transzendenz eines Gottesdienstes) und pragmatische (wenigstens gibt es keine Diskussion über andere Formen von Dresscode und Uniformierung, wie man sie z.T. in Freikirchen vorfindet). Bei besonderen Anlässen erwarten zudem gerade die kirchenfernen Gäste einer Taufe oder Hochzeit, dass um der Festlichkeit willen alles ganz „klassisch“ aussieht.

Alles gute Argumente. Wer will (oder wer keine Wahl hat…), kann das auch gern so handhaben. Warum ich trotzdem keinen Talar tragen will, liegt an einer Information, die ich ausgerechnet vom Leiter eines Prädikantenkurses bekam: Liturgische Gewänder gibt es im Christentum erst seit der konstantinischen Wende, und damals waren sie der Amtstracht römischer Staatsdiener nachempfunden bzw. angepasst. In der Neuzeit waren es dann wieder die Staatsbeamten wir Professoren und Richter, an denen man sich orientierte.

Freilich, richtig verstanden könnte das Signal nur bedeuten, dass man eine höhere Macht repräsentiert und nicht diesen konkreten Staat. Aber den obrigkeitlichen Charakter bekommt man m.E. nicht ganz weg. Und der ist für mich das falsche Signal.

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