Das missbrauchte Massaker

Kann man so jemand noch ernst nehmen? Wenn ja, dann darf man ihm das nicht ohne Widerspruch durchgehen lassen: Der religiöse Rechtsaußen James Dobson wendet einen beliebten Trick an, den wir schon aus anderen Zusammenhängen kennen (Nero und der Brand von Rom, Goebbels und das Feuer im Reichstag von 1933):

  • Man nehme eine Katastrophe, die die Gemüter bewegt (hier: das Blutbad von Sandy Hill)
  • Man finde jemanden, mit dem man noch eine Rechnung offen hat (hier: die pluralistische Gesellschaft, die Demokratische Partei, liberales Christentum)
  • Man behaupte einen direkten Zusammenhang zwischen der Katastrophe und dem Verhalten der Gegner (hier: Gottes Gericht für deren Sünden, namentlich die Abtreibungsgesetze und die Relativierung der Ehe von Mann und Frau)
  • Man achte darauf, dass die wahren Hintergründe (z.B. die irrationale Besessenheit der eigenen Nation von Waffen und Gewalt) und die mögliche eigene Verstrickung (mit der Waffenlobby hat Dobson sich m.W. nie angelegt) darin tunlichst im Dunkel bleiben

Dobson nutzt die Katastrophe, um sich in der eigenen Selbstgerechtigkeit zu bestärken und die anderen so schlecht wie möglich zu machen. Er kritisiert, was er schon immer kritisiert hat und beschuldigt die, die er schon immer beschuldigt hat, nur jetzt mit apokalyptischen Obertönen. Unter den Kommentaren zu dieser Meldung fand ich ein schönes Zitat von Anne Lamott:

“You can safely assume you’ve created God in your own image when it turns out that God hates all the same people you do.”

Leider muss man fürchten, dass Dobson nicht der einzige ist, der auf diesen plumpen Mechanismus der Projektion hereinfällt. Zu viele Leute suchen nach einem Blitzableiter für ihren Frust und ihre Verbitterung und fragen nicht lange, wenn man ihnen ein „geeignetes“ Ziel präsentiert. Und manche von denen besitzen Schusswaffen…

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Eine unerwartete Begegnung

Nachdem ich rund um das Emergent Forum vor drei Wochen hier viel zum Thema „Mächte und Gewalten“ geschrieben habe, haben wir für den Advent eine kleine Reihe Predigten über die Apokalypse begonnen. Und wie ich sehe, hatte Walter Faerber denselben Gedanken.

Einen kleinen Einstieg in das mysteriöse Buch am Ende der Bibel habe ich mit dieser Predigt versucht und am Ende auch ein paar knappe Überlegungen angestellt, was das heute für uns bedeuten könnte. Wer mitlesen möchte:

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