Ökomission und Ökogerechtigkeit

Während die Christen im Westen es sich leisten können, den Klimaskeptiker zu geben und vor der vermeintlichen „Ökodiktatur“ zu warnen, leben die Christen in Ozeanien täglich mit den Folgen der Veränderungen in der Atmosphäre, die wir ihnen ungebeten eingebrockt haben. Auf der Website von Lausanne International ist die theologische Arbeit zu diesem Problem dokumentiert.

Seit dem Jahr 1900 ist der Meeresspiegel um 19 cm angestiegen. Salzwasser dringt in Süßwasserreservoirs ein. Menschen verlassen ihre Heimat und verlieren ihre Kultur und Wurzeln. Viele Christen fühlen sich von Gott verlassen und deuten die Ereignisse als einen göttlichen Fluch, nicht als eine von Menschen gemachte und zu verantwortende Katastrophe. Dem setzen die Theologen aus dem südwestpazifischen Raum entgegen:

  • Im Evangelium geht es nicht nur um individuelles Heil, sondern um die ganze Schöpfung.
  • Ökomissiologie hat es mit der Schöpfung zu tun, weil Gott uns mit und nicht von der Welt rettet.
  • Ökomissiologie ist eine Frage der Ökogerechtigkeit, weil die Armen der Welt unter den Umweltschäden am meisten leiden.
  • Sie schließt eine Ökospiritualität ein, eine neue Wahrnehmung der Schöpfung, und erkennt die Sorge um die Schöpfung als einen eigenständigen Aspekt und eine Form von Mission an.

Vielleicht finden diese Gedanken (und die praktischen Folgerungen, etwa für Missions- und Hilfsorganisationen) auch in unseren Breiten bald Gehör. Vor allem bei jenen, die solche Themen bisher nicht unter Mission (und damit nicht als den eigentlichen Auftrag von Kirche) subsumiert haben und lieber weiterhin bloß „Seelen retten“ wollen.

Inzwischen verstreicht wertvolle Zeit: In der EU stehen demnächst wichtige Entscheidungen zur Energie- und Klimapolitik an. Die Bundesregierung hat die ohnehin schon bescheidenen Ziele aus dem Koalitionsvertrag weiter aufgeweicht. Dabei würde eine Beschleunigung der Energiewende die Kosten senken und käme mit weniger umstrittenen Stromtrassen aus, wie Greenpeace heute vorgerechnet hat.

 

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