Gott lässt sich nicht spotten

Am Freitag hat die Heute-Show Teilnehmer am „Marsch für das Leben“ in Berlin ein bisschen auf die Schippe genommen. Ich fand die Interviews von Lutz van der Horst wie immer schlagfertig und witzig, aber eben nicht fies. In der Diskussion im Internet meldeten sich dennoch, wie so oft, empörte Stimmen zu Wort.

Die Standardphrase in solchen Diskussionen lautet: „Gott lässt sich nicht spotten“. Mit dem Bibelzitat verbinden sich meistens Erwartungen, dass Blasphemie wieder sanktioniert werden muss und untrügliche Symptome dafür, dass die Vertreter dieses Standpunktes zwar für sich selbst gern uneingeschränkte Religionsfreiheit in Anspruch nehmen, im Namen derselben jedoch Meinungs- und Pressefreiheit liebend gern einschränken würden. Pluralismus ist für sie ausschließlich negativ konnotiert. Da dürfen Meinungen geäußert werden, die nicht in das eigene dogmatische Raster passen.

Nimmt man die Bibel dagegen wirklich ernst, dann lässt Gott sich sehr wohl verspotten. Nachzulesen in der Passionsgeschichte. Und dann vergibt er denen auch noch, die ihn verspottet haben, lange bevor die überhaupt auf die Idee kommen, um Vergebung nachzusuchen.

Erstaunlich ist, dass Gott nicht nur bei Spott und Frotzeleien ein Auge zudrückt, sondern anscheinend auch bei Humorlosigkeit. Was dies betrifft, teile ich persönlich seinen Standpunkt allerdings noch nicht mit letzter Überzeugung.

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