Klingelschildbürger, oder: Moderne ohne Post

Mein Briefkasten ist seit Tagen leer und seit Wochen unterversorgt. Alles nicht so schlimm, es gibt ja email. Gerade eben kam eine vom DHL. Eine Lieferung (seit 10 Tagen unterwegs) konnte mir nicht zugestellt werden, weil ich unter der Adresse, von der aus ich jetzt gerade auch schreibe, „nicht aufgefunden“ werden konnte.

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Wie bitte?

Ein Anruf beim Servicecenter ergab, dass mein Name auf dem Klingelschild stehen muss. Er steht zwar in großen und deutlichen Buchstaben am Fenster direkt neben der Eingangstür steht, aber spielt für die Post keine Rolle, wurde mir erklärt. Na klar: Wo käme man denn auch hin, wenn man mal 50 Zentimeter nach rechts oder links sähe?

Ich habe keine Ahnung, welcher arme Wicht hier eingeflogen wurde, um  für den gierigen Post-Vorstand (3 Milliarden Gewinn im Jahr 2014 waren nicht genug) den Streikbrecher zu spielen, aber hochmotiviert war diese Person nicht. Ein kleiner Vorgeschmack für das, was uns alle erwartet, wenn es den Oberen gelingt, ihr Personal in schlecht bezahlte Servicegesellschaften auszugliedern.

Der Mensch von der Hotline hat den Vorgang so apathisch-achselzuckend kommentiert, dass anzunehmen ist: auch er befindet sich schon in einem gelockerten Verhältnis zu seinem Arbeitgeber. Die Sendung geht jetzt übrigens zurück an den Absender. Vielleicht ist sie ja dann in drei Wochen wieder da.

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