Aktive Hoffnung (2): Die Spirale umkehren

In den großen Abenteuergeschichten stehen die Helden in der Regel zu Beginn auf verlorenem Posten, schreiben Joanna Macy und Chris Johnstone in Active Hope: How to Face the Mess We’re in Without Going Crazy. Es ist eben das Eigenartige an der Hoffnung, dass sie nicht primär mit Wahrscheinlichkeiten arbeitet, sondern von der tiefen Sehnsucht nach einem guten Ausgang lebt. Und dass sie aus dieser Sehnsucht eine immense Kraft schöpft.

Um der ökologischen und mentalen Abwärtsspirale etwas entgegenzusetzen, ist es nicht genug, mit Problemanalysen zu arbeiten. Der Ausgangspunkt für ein hoffnungsvolles Engagement muss vielmehr

  1. die Dankbarkeit sein: Für die Schönheit unserer Welt, für das Geschenk des Lebens, für alles Geben und Nehmen. Von der Freude führt die Bewegung dazu,
  2. den Schmerz über die Zerstörung zu seinem Recht kommen zu lassen, der häufig unterdrückt oder ignoriert wird. Aber nur der wirklich angenommene Schmerz sensibilisiert für Gefahren und offenbart das vorhandene Mitgefühl – in beidem drückt sich unsere Verbundenheit mit den Mitgeschöpfen aus. Diese Verbundenheit ermöglicht
  3. neue Sichtweisen einer im innersten tief verbundenen Welt, und wir finden Ansporn und Ansätze dazu in den Wissenschaften, in den spirituellen Traditionen und in unsrer Vorstellungskraft. Neue Perspektiven helfen, neue Möglichkeiten zu entdecken. Und von denen gilt es, dann auch
  4. entschlossen Gebrauch zu machen und das in konkrete Ziele und Schritte zu fassen und einen eigenen, konstruktiven Beitrag zu den nötigen Transformationsprozessen in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zu leisten.

Jedes der vier Elemente dieser Spirale stärkt unsere Verbundenheit mit unserer Welt und macht es möglich, daraus Kraft und Mut zu schöpfen. Es ist also kein bloßer Aktivismus, sondern auch ein Gewinn an Resilienz.

Christen – das ist jetzt meine Ergänzung – können sich hier wunderbar daran erinnern, dass Gottes Geist einerseits die lebensspendende Kraft der Schöpfung und Neuschöpfung ist, und zugleich das verbindende Element – nicht nur in der Trinitätslehre zwischen Vater und Sohn, sondern auch zwischen Schöpfer und Geschöpfen wie auch der Geschöpfe (und zwar aller Geschöpfe!) untereinander. Tiefenökologie und christliche Pneumatologie lassen sich also ähnlich gut in Beziehung setzen wie das auf dem Gebiet der Eschatologie funktioniert.

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